Podiumsdiskussion: Klimaschutz als Wirtschaftsmotor

Veröffentlicht am 28.09.2010 in Veranstaltungen
 

Im Podium (v.l.): Dr. Claus Deyle, Thomas Knapp, Andreas Stoch, Uli Rink und Dieter Walch

Die Friedrich-Ebert-Stiftung lud vergangenen Freitag zum Energieforum ins Heidenheimer Konzerthaus. Was sich im globalen Maßstab ändern muss, was wir vor Ort dafür tun können und welche Auswirkungen der Klimaschutz auf die regionale Wirtschaft hat, waren Themen der regen Diskussion mit prominenten Gästen aus Wirtschaft, Politik und Fernsehen.

Als die Friedrich-Ebert-Stiftung diese Veranstaltungsreihe zur Energiepolitik plante, sei bei weitem noch nicht abzusehen gewesen, welche Brisanz das Thema durch die aktuelle Atompolitik der Bundesregierung gewinnen würde, führte Dr. Christine Arbogast von der Friedrich-Ebert-Stiftung in den Abend ein.

Diplom-Meteorologe Dieter Walch, vielen als jahrelanger ZDF-Wetter-Moderator vertraut, forderte in seiner aufrüttelnden Darstellung des Klimawandels und der damit verbundenen dramatischen Folgen zu stärkerem Umweltbewusstsein und sparsameren Umgang mit den Ressourcen auf. Der Klimawandel müsse als Chance begriffen werden und die westlichen Industriestaaten sollten beispielhaft vorangehen. Die Reduktion des persönlichen Energieverbrauchs und der Emission von Treibhausgasen müsse dabei nicht mit dem Verzicht auf Luxus einhergehen, sondern könne durch Entschleunigung und bewussteres Leben auch ein Mehr an Lebensqualität mit sich bringen.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Stoch eröffnete als Moderator die Diskussion mit der Frage, wie ein Ausweg aus der Klimamisere gefunden werden kann und welche sozio-ökonomischen Konsequenzen damit verbunden sind. Dr. Claus Deyle, Umweltschutzbeauftragter der Stadtwerke Ulm, verweist auf die Vorteile der Stadtwerke als dezentrale und regionale Energieversorger, deren Zukunft allerdings durch die von der Bundesregierung beschlossene Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke in Frage gestellt ist. Gerade die Stadtwerke Ulm, die in den letzten Jahren große Investitionen in erneuerbare Energien getätigt haben, befürchten eine immense Wettbewerbsverzerrung durch die drohende Überschwemmung des Energiemarktes durch billigen Atomstrom aus den alten abgeschriebenen Meilern.

Der energiepolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Thomas Knapp, glaubt die erneuerbaren Energien zwar durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz einigermaßen geschützt, sieht aber gerade die Entwicklung anderer Energieerzeugungstechniken bedroht. Er fordert insbesondere ein Ende der von der schwarz-gelben Landesregierung betriebenen Verhinderungspolitik in der Windkraftnutzung.

Dem schließt sich Uli Rink, Vorsitzender des Solar mobil Heidenheim e.V., an und schildert die konkrete Situation vor Ort. In der Photovoltaik sei der Landkreis Heidenheim besonders stark. Hier sei die Vergleichs-Pro-Kopf-Leistung doppelt so hoch wie im Bundesschnitt. Die Nutzung der Windkraft sei zwar zehn Mal so hoch wie im Landesdurchschnitt, entspreche damit aber gerade einmal dem Bundesdurchschnitt, was der restriktiven Energiepolitik der Landesregierung auf diesem Gebiet zu schulden sei. Wie Dieter Walch, wünscht sich auch Uli Rink mehr Enthusiasmus bei der Energiewende. Vor allem Kommunen, Kreise und Land müssen dabei in der energetischen Gebäudesanierung Vorreiter sein.

In der anschließenden Diskussion war man sich einig, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien und eine höhere Nutzungseffizienz unabdingbar seien, um den Klimawandel zu verzögern. Klima- und Umweltschutz böten aber gleichzeitig große Chancen für die Entwicklung neuer Technologien und damit für die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Wenn Energie vor Ort erzeugt und effizient genützt würde, könnte das bisher nach Russland oder in die arabische Welt abfließende Geld hier in der Region zur Wertschöpfung beitragen und für weitere Investitionen genutzt werden. Ein Umdenken in der Energiepolitik muss stattfinden. Dass dies unter der jetzigen Regierung nicht möglich ist, haben die jüngsten politischen Entscheidungen zur Laufzeitverlängerung der Atommeiler gezeigt. Hoffnung bietet ein politischer Wechsel bei den Landtagswahlen im März nächsten Jahres.

 

Homepage Andreas Stoch

Aktuelles