Berufsfachschule für Pflege – eine für viele Bürger unbekannte soziale Bildungsstätte im Kloster Lorch

Veröffentlicht am 19.07.2021 in AG 60plus
 

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Gemeinsam mit dem SPD-Bundestagskandidaten Tim-Luka Schwab (rechts) und dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im Lorcher Gemeinderat, Manfred Schramm, (dritter v. r.) ließen sich die SPD-Senioren im Kloster Lorch über die Arbeit der Berufsfachschule für Pflege und die aktuellen Herausforderungen im Pflegebereich informieren.

 

Die SPD-Senioren des Ostalbkreises besuchten am 15. Juli diese Pflegefachschule. Deren Schulleiterin Catrin Schmid begrüßte die Gäste, nannte als Bildungsträger das diakonische Institut für soziale Berufe, im Grunde eine Einrichtung der evangelischen Kirche. Seit dem 1. Januar 2020 gebe es ein neues Pflegeberufsgesetz, das zu ganz starkem Wandel führte.

 

So endet das dreijährige Studium nicht mehr etwa in dem bisherigen Beruf als Krankenschwester oder Altenpfleger, sondern fasst in der Ausbildung alle Pflegeeinrichtungen vom Säugling, Kleinkind, dem Krankenhaus, der Psychiatrie, ambulanten Pflegeeinrichtungen und der Alterspflege bis zur Altersdemenz und der Begleitung in den Tod zusammen. Als durchgängige Berufsbezeichnung gilt dann Pflegefachfrau oder –mann für alle diese Tätigkeiten. Der Praxisbezug stehe im Vordergrund: „700 Theorie- bzw. Schulstunden stehen 2500 Stunden pro Jahr  in den genannten Einrichtungen gegenüber“. So funktioniere dies 2 Jahre lang, danach folge eine Spezialisierung im 3. Ausbildungsjahr. Im Kloster Lorch werde wegen der kleinen Anzahl von maximal 27 Studierenden pro Jahrgang auch im 3. Jahr eine alle Pflegeberufe umfassende „Generalistik“ angeboten.

 

Während des Vortrags und danach entwickelte sich eine Diskussion mit vielen Fragen. Marga Elser, die Vors. der SPD-Senioren im Ostalbkreis, forderte dabei den gleichen Anteil am Bruttosozialprodukt von 2,5 % für den gesamten Pflegebereich wie in Schweden einzusetzen, also etwa eine Verdoppelung. Einig waren sich Schulleiterin und SPD-Gäste völlig darin, dass der deutsche Staat sich stärker engagieren müsste. Tim-Luca Schwab, der SPD-Kandidat für den Wahlkreis Schw. Gmünd/Backnang in der Bundestagswahl, der an seinem Geburtstag die SPD-Senioren begleitete, forderte für die „Daseinsfürsorge des Staates bessere Rahmenbedingungen“.

Er erkundigte sich auch danach, wie gut die Umstellung der Schule in den Zeiten der Corona-Epidemie auf On-Line-Unterricht klappte. Da konnte Catrin Schmid ihm eine sehr positive Antwort geben. Sie nannte als konkretes Hauptziel die Attraktion der Pflegeberufe dadurch zu steigern, dass eine Anhebung des Einstiegsgehalts von 2500 auf 3500 € erfolge. Nur damit könne die Pflegekraft eine Familie auch finanziell tragen Oft gebe es in den Pflegeinrichtungen nur eine Mangelverwaltung, keinen verlässlichen Dienstplan. Im Alltag dominiere die Frage, „wie kriege ich bei dem vorliegenden Personalmangel eine akzeptable Versorgung überhaupt hin? Auch wenn ich mich auf den Kopf stelle, ist dieses Ziel oft nicht erreichbar“. Beifallklatschen durch das Publikum in Zeiten der Pandemie reiche nicht aus, um Verbesserungen zu erreichen.

 

Rolf Voigt nannte den geringen Organisationsgrad der Beschäftigten in Berufsverbänden und Gewerkschaft ungünstig für die notwendige bessere Bezahlung im Pflegebereich. Durch Überforderung stiegen viele Pflegekräfte nach mehreren Berufsjahren frustriert aus dem Beruf aus, ergänzte Manfred Schramm. In den Kernpunkten waren sich alle Anwesenden einig: „Diese Vergeudung von Ressourcen und Arbeitskraft in einer alternden Gesellschaft muss beendet werden“. Am Ende bedankte sich Marga Elser bei Catrin Schmid mit einem Buchgeschenk „für eine tolle Stunde, in der wir viel gelernt haben“.

 

Verfasser: Karl Hermann Koschorreck

 

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